Als sich Großbritannien 1961 erstmalig um eine Mitgliedschaft in der EWG bewarb, waren Kanadier*innen, Australier*innen und Neuseeländer*innen schockiert. Die Hinwendung des „Mutterlandes“ zu Europa wirkte auf sie in vielerlei Hinsicht bedrohlich. Großbritannien war ihr größter wirtschaftlicher Absatzmarkt und nun drohten neue Zollschranken. Auch das kulturelle Selbstverständnis der ehemaligen Dominions geriet ins Wanken und eine fundamentale Verunsicherung setzte ein: Hatte das britische „Mutterland“ das Interesse an seiner weißen Empire-Familie verloren? Wut, Enttäuschung und Unglaube waren Reaktionen auf die neue Situation an britischen Flughäfen Anfang der 1970er Jahre. Während Europäer*innen nun einfach nach Großbritannien einreisen durften, mussten australische, kanadische und neuseeländische Staatsangehörige nun mit Reisenden aus allen Teilen der Welt in der Reihe zu warten, die früher den ‚Ausländern’ vorbestimmt war. Manche sahen in diesen Entwicklungen auch etwas Positives: Gerade die jüngere Generation, aber auch indigene Akteure*innen und selbsterklärte Nationalist*innen empfanden die Abwendung Großbritanniens nicht als Bedrohung. Vielmehr sahen sie es als eine Möglichkeit, eine ‚eigene’ – von Großbritannien und dem Empire unabhängige – Identität zu finden und zu entfalten.